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Der deutsche Payment-Markt

Alexa von Bismarck, Adyen Country Managerin von Deutschland, erzählt uns ihre Sicht zum Stand des deutschen Payment-Marktes und welche Trends wir in Zukunft erwarten können.

Alexa von Bismarck  ·  Adyen
25 Juni, 2018
 ·  6 Minuten
Der deutsche Payment-Markt

Bereits seit 2013 ist Alexa bei Adyen und leitete zuletzt das deutsche Account Management Team. Bereits vor ihrem Wechsel zu Adyen war sie bei verschiedenen Payment und Finance Unternehmen für die Produktsteuerung sowie das Bestands- und Neukundengeschäft verantwortlich. Mit ihrer langjährigen Erfahrung im Bereich Payment führt Alexa Adyens Expansion in Deutschland fort.

Du hast nun schon viele Jahre Erfahrung in der Payment-Branche. Was gefällt dir besonders an deiner Arbeit und der Branche?

Es wird nie langweilig. Kein Tag, keine Anfrage oder Herausforderung ist gleich. Jeder Kunde, oder in unserem Fall Händler, hat eigene Bedürfnisse und damit unterschiedliche Anforderungen. So kann es vorkommen, dass wir an einem Tag einem Händler helfen Zahlungsbetrug zu bekämpfen, einen anderen unterstützen wir auf weitere Märkte zu expandieren und wieder einen anderen beraten wir zusätzliche Zahlungsmethoden aufzunehmen oder auch die Autorisierungsraten seiner Kartenzahlungen zu steigern.

Durch die sich immer wandelnden Anforderungen von Kunden, regulatorische Gesetzesänderungen und technologischen Entwicklungen lernt man immer etwas Neues dazu. Ich glaube, dass es in unserem Job enorm wichtig ist, den Händler und seine Kunden zu verstehen, da sich Businessmodelle und Einkaufsverhalten national und international ständig ändern. Und das macht die Arbeit mit Payments für mich so spannend.

Wie unterscheidet sich der deutsche Payment-Markt von anderen Märkten?

Jeder Markt hat so seine Besonderheiten im Hinblick auf lokale Zahlungsvorlieben. Der europäische Markt ist sehr stark fragmentiert und bietet viele verschiedene Zahlungsmöglichkeiten von Kartenzahlungen, über Lastschriftverfahren, Mobile Wallets oder Online Banking. Da muss man als Händler erst mal den Überblick behalten.

Vor allem in Deutschland sehen wir diese Vielfalt an Zahlungsmethoden. Im E-Commerce gehören SOFORT, SEPA-Lastschrift und Rechnungskauf zu den beliebtesten Zahlmethoden auf unserer Plattform. Das unterscheidet uns schon einmal von unseren direkten Nachbarn wie den Niederlanden und Polen. Kreditkarten wie Visa und Mastercard haben im Vergleich zu anderen Ländern nur einen geringeren Stellenwert, wo die Durchdringung deutlich höher ist.

Was wahrscheinlich weniger bekannt ist: Die Deutschen zählen mit zu den offensten grenzübergreifenden Shoppern weltweit. Auf unserer globalen Plattform sehen wir, dass bereits die Hälfte aller deutschen Shopper ihre Einkäufe auf internationalen Websites tätigt. Nur in Sachenmobiles Bezahlenhinkt Deutschland im weltweiten Vergleich hinter her. Während Apple Pay und andere Wallets bereits auf einigen europäischen Nachbarländern verfügbar sind, müssen wir uns hierzulande noch gedulden, bis auch wir mit dem Smartphone flächendeckend von unterwegs bezahlen können. Bei Online-Zahlungen erfolgen jedoch schon 40% über mobile Endgeräte.

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Das Thema Marktplätze ist derzeit in aller Munde. Welchen Stellenwert hat Payment für dieses besondere Business-Modell?

Marktplätzekönnen sich zurzeit an besonderer Beliebtheit erfreuen, was man an der stetig wachsenden Anzahl an Marktplätzen und den Erfolgen von den größten Marktplatz-Vorreitern Ebay oder Amazon erkennen kann. Laut einemForrester Bericht von 2016entstanden die Hälfte aller online getätigten Transaktionen auf Marktplätzen und dies soll sich in den nächsten Jahren noch weiter verstärken.

Was einen erfolgreich funktionierenden Marktplatz ausmacht, sind automatisiertes, sicheres Onboarding der Verkäufer, ein reibungsloser Zahlungsfluss und flexible Auszahlungsmöglichkeiten – und das alles unter Einhaltung bestimmter Compliance-Vorschriften. Die Einführung der neuenZahlungsdienstrichtlinie PSD2kann für einige Händler auf den ersten Blick abschreckend wirken, da sich das gesamte Setup komplexer gestaltet, der Marktplatz aus dem Geldfluss genommen werden muss und Käufer strenger überprüft werden müssen.

Grundsätzlich sehen wir diese Standardisierung aber als Chance, die mehr Sicherheit für alle Parteien im Zahlungsprozess bringt und gleichzeitig den Rahmen für Innovationen erweitert.

Letztendlich will sich jeder Händler oder Marktplatzanbieter auf sein Kerngeschäft fokussieren, also dem Unternehmenswachstum und der Steigerung der Kundenzufriedenheit – für alles Weitere wollen sie sich auf einen kompetenten Payment Provider verlassen können.

Welches sind deiner Meinung nach die größten Herausforderungen für Unternehmen, die planen international zu expandieren?

Es ist eine aufregende Zeit für grenzüberschreitenden E-Commerce. Laut Prognosen wird sich der weltweite E-Commerce-Markt voraussichtlich bis 2020 verdoppeln. Dies macht es für immer mehr Unternehmen interessant über die eigenen Landesgrenzen hinweg seine Fühler auszustrecken.

Unternehmen, die planen auf neue Märkte zu expandieren, stehen allerdings vor einigen Herausforderungen, wie z.B. Sprachbarrieren, kulturelle Unterschiede, lokale gesetzliche Regelungen und so weiter. Dabei ist das Thema Payment und vor allem lokale Zahlungsvorlieben keine Ausnahme.

Es ist äußerst hilfreich einen Payment-Partner zu haben, der sich auf den jeweiligen Märkten auskennt, über den richtigen Zahlungsmethoden-Mix vor Ort beraten kann und bereits alle notwendigen Integrationen und Acquiring-Lizenzen besitzt, die Händlern einen schnellen und unkomplizierten Markteintritt ermöglichen.

Welche Trends siehst du für den deutschen Payment-Markt?

Durch die Digitalisierung angetrieben, bewegen wir uns auch in Deutschland langsam hin zum vernetzten Shopping bzw.Unified Commerce. Leider sehe ich beim Einkaufen im Laden noch viel zu oft lange Schlangen oder keine Möglichkeiten zur Kartenzahlung. Das ist wenig zeitgemäß.

Wir haben das zuletzt in unserer Retail-Umfrage deutlich gesehen: Die Ansprüche von Kunden in Deutschland heutzutage sind hoch. Sie erwarten personalisierte Angebote, standortbasierte Rabatte und Coupons, die direkt an ihr Smartphone gesendet werden, die Möglichkeit, Dinge, die im Laden ausverkauft sind, direkt im Online-Shop zu bestellen und zu sich nach Hause schicken zu lassen oder ebenso, Dinge, die sie online von zu Hause aus bestellt haben, in einem Laden abzuholen.

Die Möglichkeiten sind unendlich und Payment ist gewissermaßen das Bindeglied einer erfolgreichen Omnichannel- bzw. Unified Commerce-Strategie.

Und was ist mit dem Thema Bargeld in Deutschland - wird es das bald nicht mehr geben?

Noch ist Bargeld nicht tot, auch wenn dieEZBkürzlich gemeldet hat, dass der Anteil der Kartenzahlungen in Deutschland immer weiter steigt.

Das wird zum einen bestärkt durch die Einführung der Deckelung der Interchange-Gebühren in 2015, wodurch die Interbankengelte gesunken sind. Für Händler bedeutet das Einsparungen bei den Payment-Kosten. Oft ist das jedoch nur theoretisch der Fall, da diese Kostenersparnis von Payment Service Providern selten an ihre Kunden weitergegeben wird. Um von den europäischen Vorgaben zu profitieren, bietet sich das Interchange++ Modell an, das ein fixes Interchange-Gebühren-Mark-up beinhaltet. Dabei behalten Händler den vollen Überblick über die Payment-Kosten pro Transaktion.

Ein anderer Punkt, den viele Händler oft unterschätzen, sind die Kosten, die durch die Nutzung von Bargeld entstehen, sei es Personalkosten, Transportkosten oder Kosten, die durch die Lagerung und Versicherung der Barreserven entstehen. Die Händler tragen dabei einen Großteil dieser Kosten.

Wie siehst Du Adyens Rolle auf dem deutschen Markt in Zukunft?

Wie wir in Zukunft bezahlen werden, rückt für viele Unternehmen immer stärker in den Fokus – sowohl im E-Commerce als auch im stationären Handel. Die Ansprüche der Kunden an reibungslose, konsistente und personalisierte Einkaufserlebnisse lassen Händler umdenken. Wir wollen unsere Kunden für diese wachsenden Shopper-Bedürfnisse wappnen und sie dabei unterstützen, Zahlungsprozesse als wichtigen Teil ihrer Wachstumsstrategie zu nutzen.

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