Wer beginnt, sich mit dem Thema Payment auseinanderzusetzen, wird schnell mit einem Dschungel aus Begriffen und Fachwörtern konfrontiert. Diese richtig einzuordnen kann eine Herausforderung sein, gerade wenn man bedenkt, dass sich viele davon ähneln. Denken wir nur einmal an Zahlungsgateway, Zahlungsdienstleister, oder Bezahlsystem.
In diesem Artikel werden wir uns näher mit dem Konzept von Zahlungssystemen, auch Bezahlsysteme genannt, befassen und Ihnen dabei helfen zu verstehen,...
…was ein Zahlungssystem ist
…welche verschiedenen Arten von Bezahlsystemen es gibt
…wie diese das Wachstum Ihres Unternehmens unterstützen können
Was ist ein Bezahlsystem?
Ein Zahlungssystem ist ein Verfahren oder eine Technologie, die es Unternehmen und Verbrauchern ermöglicht, Transaktionen abzuwickeln. Diese Transaktionen können den Kauf von Waren und Dienstleistungen vor Ort, die Überweisung von Geld oder die Abwicklung von Online-Zahlungen umfassen.
Wie unterscheidet sich ein Zahlungssystem von einem Bezahlsystem?
Tatsächlich werden die Begriffe Zahlungssystem und Bezahlsystem synonym verwendet und beziehen sich somit auf dasselbe Konzept. Zahlungssysteme werden zusätzlich auch als Zahlungsverfahren oder -instrumente bezeichnet.
Welche Bezahlsysteme gibt es?
Wie die Definition von Zahlungssystemen bereits zeigt, ist dies ein Sammelbegriff für Verfahren, die verschiedene Transaktionen ermöglichen. Im Allgemeinen kann man Zahlungssysteme in zwei überliegende Kategorien einteilen: Online-Bezahlsysteme und Bezahlsysteme für den Verkauf vor Ort (auch POS-Bezahlsystem genannt).
POS-Bezahlsysteme
Wer Waren oder Dienstleistungen in einem physischen Geschäft verkauft, muss sich um ein System für die Bezahlung kümmern. Ein traditionelles Beispiel für ein POS-Bezahlsystem ist das Bargeld. Inzwischen ist natürlich klar, dass es neben der Barzahlung auch weitere Optionen geben muss. Hier sind zwei der gängigsten Zahlungssysteme für den POS:
Kredit- und Debitkarten-Zahlungssysteme
Neben der Barzahlung haben sich auch Kredit- und Debitkarten zum Standard entwickelt und sind somit ein klassisches Beispiel für ein POS-Zahlungssystem. Dies ermöglicht es Verbrauchern, Zahlungen bequem und kontaktlos über ein Terminal durchzuführen.
Mobile Zahlungssysteme
Mobile Zahlungssysteme sind die Antwort auf die zunehmende Nachfrage nach agilen Kundenerlebnissen, bei denen alles über das Smartphone abgewickelt werden kann.
Kunden, die zur Bezahlung in physischen Geschäften zum Smartphone greifen, nutzen häufig digitale Wallets wie Apple Pay oder Google Pay™️. Diese Art von Zahlungen wird durch NFC-Technologie unterstützt. Diese erlaubt dem POS-Terminal eines Geschäfts über ein mobiles Payment Gateway, die Zahlungsdaten des Käufers sicher zu erfassen.
Von Kunden generierte QR-Codes bieten ein weitere Möglichkeit, mobile Zahlungen zu empfangen. Der Händler muss einfach nur den Code scannen, um das Geld zu erhalten.
Eine alternative mobile Zahlungslösung ist Pay By Link. Hier werden individuelle Zahlungslinks für Ihre Käufer über angepasste Checkout-Seiten generiert. Zahlungslinks sind die unkomplizierteste und schnellste Möglichkeit, Ihre Zahlungen mobiler zu machen. Die generierten Links können über Social Media, E-Mail oder Chat versendet werden.
Die Vorteile eines mobilen Bezahlsystems? Einfach gesagt bedeuten mobile Endgeräte Komfort – und das ist in der heutigen Wirtschaft essenziell. Je bequemer Kunden bezahlen können, desto zufriedener sind sie - und desto höher wird folglich Ihr Umsatz ausfallen.
Online-Zahlungssysteme
Neben den Zahlungssystemen für den Verkauf vor Ort gibt es auch verschiedene Systeme für den E-Commerce. Hier wird grundsätzlich zwischen zwei Ansätzen unterschieden: ein direktes Zahlungssystem, oder eins, das von einem Zahlungsdienstleister vermittelt wird. Letzteres bezieht sich auf Systeme wie PayPal, welche mit dem Bankkonto oder der Kreditkarte des Kunden verknüpft werden. Direkt Zahlungssysteme sind beispielsweise klassische Zahlungen mit Kredit- und Debitkarten über eine Banküberweisung.
Hier finden Sie eine Übersicht der wichtigsten Zahlungssysteme im E-Commerce:
Amazon Pay:
Als eine der beliebtesten E-Commerce-Plattformen der Welt war es ein logischer nächster Schritt für Amazon, in 2007 dann auch ein eigenes Wallet einzuführen -Amazon Pay. Durch die einfache Integration in einen E-Commerce-Shop können Kunden mit den bereits in ihrem Amazon-Konto gespeicherten Informationen, wie z.B. Lieferadresse, bezahlen.
Apple Pay:
Apple hat sein Wallet bereits 2014 eingeführt und bietet es auf iPhones, Apple Watches, Macs und iPads an. Mit mehr als 500 Millionen Nutzern unterstützt es Zahlungen in Geschäften und Transaktionen über iOS-Apps und Safari.
Mit dieser Methode können Kunden in Geschäften, online und per App bezahlen, ohne ein Konto erstellen oder langwierige Formulare ausfüllen zu müssen. Sensible Daten können von Apple und anderen Unternehmen nicht entschlüsselt werden, da sie im Secure Element gespeichert sind. Dabei handelt es sich um einen zertifizierten Chip nach Branchenstandard, der Zahlungsinformationen sicher speichert. Zudem können sich Shopper mit Touch ID oder Face ID authentifizieren.
Giropay:
Giropay ist ein Interbankensystem, das 2005 von den deutschen Banken als offizielle Zahlungsmethode für das Online-Banking eingeführt wurde. Es ist mehr als 40 Millionen Käufern zugänglich und macht 16% aller Online-Transaktionen in Deutschland aus.
Google Pay:
Mit Google Pay™️ können mittlerweile Millionen Menschen Kartendaten in ihren Google-Konten speichern und damit innerhalb sämtlicher Google-Produkte Zahlungen tätigen, ohne jedes Mal ihre Zahlungsdetails eingeben zu müssen. Mit der neuen Zahlungs-API von Google können Sie Ihren Kunden die Zahlung für Ihre Produkte und Dienstleistungen genauso einfach machen.
Gutscheine:
Gutscheine stellen im Bereich des E-Commerce weitverbreitete Bezahlsysteme dar, die Kunden in Form von Geschenkkarten oder Geschenkgutscheinen zur Verfügung gestellt werden. Sie bieten Unternehmen die Möglichkeit, ihre Waren und Services zu vermarkten und dabei neue Kunden zu gewinnen oder bestehende Kunden zu binden.
Kauf auf Rechnung:
Der Kauf auf Rechnung ist ein weiteres Beispiel für ein traditionelles Online-Bezahlsystem. Es ermöglicht Ihren Kunden, erst nach dem Erhalt der Ware zu bezahlen. Dafür haben sie in der Regel 14 oder 30 Tage Zeit. Wenn Sie diese Zahlungsmethode anbieten, können Sie sich meist über ein gesteigertes Vertrauen unter Erstkunden freuen.
Sie sollten allerdings beachten, dass es bei einem Kauf auf Rechnung zu einem erhöhten manuellen Arbeitsaufwand kommen kann. Beispielsweise wenn es um die Reconciliation geht, oder wenn ein Kunde die Zahlung versäumt. In dem Fall müssten Sie sich um Zahlungserinnerungen kümmer oder sogar Mahnungen aussprechen.
Klarna:
Seit seiner Gründung im Jahr 2014 ist Klarna zu einem der weltweit größten Anbieter für den Kauf auf Rechnung oder per Ratenzahlung geworden. Aktuell gibt es rund 90 Millionen aktive Klarna-Nutzer, die in 16 Regionen auf drei Kontinenten online einkaufen.
Klarna bietet seinen Kunden verschiedene Zahlungsoptionen an. Kunden haben beispielsweise die Möglichkeit, erst innerhalb von 30 Tagen zu bezahlen. Sobald die Bestellung verschickt wird, zahlt Klarna den Betrag im Voraus an die Einzelhändler.
Oder Kunden können sich dazu entscheiden, sofort per sicherer Banküberweisung bezahlen. Dabei erkennt Klarna den Käufer nach der ersten Zahlung und speichert seine Daten für zukünftige Einkäufe. Bei dieser Option ist die Zahlung garantiert: Im Falle einer Nichtzahlung übernimmt Klarna das Risiko für den Händler.
Zusätzlich können Kunden auch die Option „Pay over Time“ auswählen. Bei der Zahlung in 3 oder 4 Raten können Käufer ihren Kauf entweder mit ihrer Kreditkarte oder ihrem Bankkonto abschließen. So werden die Ratenzahlungen von der bevorzugten Finanzierungsquelle abgebucht, wodurch das Onlineshopping für Ihre Kunden noch bequemer wird.
Paypal:
PayPalhat über 300 Millionen aktive Nutzer in 200 Ländern. Es ist derzeit ein reines E-Commerce-Tool, kann aber dank der Bereitstellung eines QR-Codes auch für die Bezahlung in Geschäften verwendet werden, womit physische und digitale Zahlungen miteinander verbunden werden. Kunden können sich auch für die Option "später bezahlen" entscheiden (ohne zusätzliche Kosten für Ihr Unternehmen).
Durch die Aktivierung von PayPal können Sie auf die Präferenzen Ihrer Kunden eingehen, Ihre Conversion Rate verbessern und neue Kundengruppen erschließen. Tatsächlich steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Käufer einen Kauf abschließen, um das Dreifache, wenn PayPal beim Checkout verfügbar ist.
SEPA:
SEPA (Single Euro Payments Area, zu deutsch „Einheitlicher Euro-Zahlungsverkehrsraum“) wurde vom European Payments Council (EPC) zur Vereinheitlichung des Zahlungsverkehrs im Euro-Raum eingeführt. Mit SEPA-Lastschriften können Sie einmalige und wiederkehrende Zahlungen für EU-Kunden abwickeln: Das ist eine der wichtigsten Zahlungsmethoden, wenn Sie nach Europa expandieren möchten.
Bei der SEPA-Lastschrift wird das Geld vom Konto der zahlungspflichtigen Person abgebucht, nachdem diese ihre Kontodaten für die Zahlung angegeben, eine schriftliche Einwilligung per SEPA-Lastschriftmandat erteilt und die Kundenbank die Lastschrift auf Richtigkeit geprüft und genehmigt hat.
Vorkasse:
Wenn Sie Ihren Kunden eine Zahlung per Vorkasse ermöglichen, müssen sie den vollen Betrag bezahlen, noch bevor die Ware verschickt wird. Dies reduziert Zahlungsausfälle und bietet so Händlern bei höherwertigen Verkäufen eine gewisse Sicherheit und Planbarkeit.
Das richtige Bezahlsystem für Ihr Unternehmen
Wenn es um Bezahlsysteme geht, lautet der Schlüssel zum Erfolg: Je mehr, desto besser. Die Kunden von heute erwarten, dass sie mit den von ihnen bevorzugten Zahlungsmethoden bezahlen können. In der Praxis sieht das jedoch noch häufig anders aus.
So akzeptieren beispielsweise 72% der befragten Einzelhändler weltweit keine internationalen Zahlungsmethoden - und das, obwohl es viele Kunden vorziehen würden. Und nur 39% akzeptieren die gängigen Kartenzahlungsmethoden, obwohl Kunden diese sowohl beim Kauf im Laden (77%) als auch online (72%) bevorzugen.
Bezahlsysteme sind kein technisches Detail, sondern Schlüssel zur Kundenzufriedenheit. Wenn Sie die Zahlungspräferenzen Ihrer Kunden kennen, können Sie einen passenden Mix an Zahlungssystemen zusammenstellen und Payments somit zu einem Wachstumstreiber für Ihr Unternehmen verwandeln.
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