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Kassenschnittstellen: Das ZVT und das Nexo Retailer Protokoll im Vergleich

Es gibt unzählige Kassenschnittstellen, aber welche ist die richtige für Ihr Unternehmen? Hier erfahren Sie mehr über den deutschen Standard ZVT und die international einheitliche Alternative Nexo Retailer Protocol.

12 Januar, 2022
 ·  7 Minuten
Kassenschnittstellen: Das ZVT und das Nexo Retailer Protokoll im Vergleich

Ein neues Schuhgeschäft öffnet seine Türen. Der Besitzer hat an alles gedacht, von der richtigen Produktauswahl bis hin zu einer nahtlosen Customer Journey. Der Verkauf kann also beginnen. Doch schon nach kurzer Zeit merkt er, dass die Bezahl-Terminals nicht mit der Kasse verbunden sind. Er muss jeden einzelnen Betrag manuell in die Terminals tippen und das nimmt nicht nur viel Zeit in Anspruch, sondern führt immer wieder zu Fehlern bei der Übertragung.

Genau hier kommen Kassenschnittstellen ins Spiel. Anstatt die Bezahl-Terminals autonom zu nutzen, können diese mithilfe einer Kassenschnittstelle mit der Kasse amPoint of Sale (POS)verbunden werden. So kann das Terminal mit der Kasse kommunizieren und erleichtert die Zahlungsabwicklung.

Doch wie funktionieren Kassenschnittstellen überhaupt und welche Funktionen benötigt man am POS? In diesem Artikel erfahren Sie alles rund ums Thema Kassenschnittstellen. Um Ihnen die Auswahl zu erleichtern, haben wir einen genaueren Blick auf das in Deutschland gängigeZVT Protokollgeworfen und dieses mit der modernen AlternativeNexo Retailer Protocolverglichen.

Das Einmaleins der Kassenschnittstellen

Wir geben zu, es gibt wohl spannendere Themen als Kassenschnittstellen. Glücklicherweise ist in diesem Falle kein tiefergehendes technisches Fachwissen nötig. Trotzdem lohnt es sich die Grundlagen zu verstehen, um somit die besten Entscheidungen für Ihr Geschäft treffen zu können.

Was ist eine Schnittstelle?

Heutzutage arbeiten viele Unternehmen mit verschiedenen Softwaresystemen, die in ihrer Funktion unabhängig voneinander agieren. Um diese Systeme miteinander zu verbinden, braucht man eine Schnittstelle. Eine Schnittstelle, auch als softwareseitige Datenschnittstelle bezeichnet, ermöglicht den Austausch von Daten und Kommandos zwischen den einzelnen Systemen, die somit miteinander kommunizieren können.

Was ist eine Kassenschnittstelle?

Eine Kassenschnittstelle verbindet zwei unabhängig voneinander operierende Systeme miteinander, nämlich die Kasse und das Bezahl-Terminal. Mithilfe der Kassenschnittstelle kann dann zum Beispiel ein ausstehender Betrag automatisch von der Kasse an das Terminal geschickt werden. Dabei geht es allerdings nicht um die Hardware des Terminals, sondern um das Kommunikationsprotokoll, das in die Software der Kasse integriert ist. Eine Kassen-Software unterstützt im Normalfall nur eine kleine Anzahl Kommunikationsprotokolle.

Was ist ein Kommunikationsprotokoll?

Das Kommunikationsprotokoll ist im Endeffekt die spezifische Art der Kassenschnittstelle, die in der Kasse integriert ist. Es gibt viele verschiedene Kommunikationsprotokolle und jedes davon besitzt individuelle Eigenschaften, wie zum Beispiel das jeweilige Datenformat oder das Transportprotokoll. Jedes Kommunikationsprotokoll legt somit auf eigene Art und Weise fest, wie Daten übermittelt werden.

Eine Person mit Zahlungsterminal

Die Herausforderung des fehlenden Standards

Metaphorisch erklärt, verhält es sich mit Kassenschnittstellen ähnlich wie mit Sprachen. Genau wie unterschiedliche Sprachen in verschiedenen Ländern, haben sich auch weltweit unabhängig voneinander eigene, meistens lokale, Kassenschnittstellen entwickelt. Eine erfolgreiche Kommunikation ist also nur möglich, wenn das Terminal und die Kasse dieselbe “Sprache” sprechen.

Diese großen Unterschiede liegen oft im Interesse der jeweiligen Zahlungsdienstleister, die teilweise sogar ihre eigenen Kassenschnittstellen auf den Markt bringen. Denn wenn ein Unternehmen seineBezahl-Terminals wechseln möchte, muss es zunächst die passende Schnittstelle in der Kassen-Software integrieren, damit die Kasse das neue Terminal überhaupt “versteht”.

Zum Glück gibt es immer mehr Bemühungen, um eine Standardisierung zu erreichen und somit auch die Interoperabilität von verschiedenen Kassen und Terminals zu erhöhen - ZVT und Nexo Retailer Protocol sind zwei Beispiele dafür.

ZVT und Nexo Retailer Protocol im Vergleich

Das eine Standardisierung auf internationaler Ebene eine Herausforderung ist, ist keine Überraschung. Doch auch innerhalb Deutschlands gab es lange keinen Konsensus - bis sich mehrere Terminal-Hersteller auf das ZahlungsVerkehrsTerminal-Protokoll, kurz ZVT, geeinigt haben.

ZVT

ZVT ist ein Byte-basiertes Kommunikationsprotokoll und findet inzwischen seit Jahren Verwendung in Deutschland. Dadurch hat es sich zu einer soliden Kassenschnittstelle entwickelt, die Nutzern einen großen Funktionsumfang bietet.

Ein großer Vorteil des ZVT Protokolls ist seine Einfachheit. Durch die Byte-basierte Funktionsweise wird die Art und Weise, wie Daten übertragen werden, vorher fest definiert. Dabei werden manche Felder immer abgefragt, während andere optional vom Händler ein- oder ausgeschaltet werden können.

Wenn Sie nun vermuten, dass das ZVT Protokoll eine universelle Anbindung von Terminals und Kassen bedeutet, müssen wir Sie leider enttäuschen. Zwar sind die Basisspezifikationen von ZVT ähnlich, aber der Interpretationsspielraum bei der Umsetzung ist groß und individuelle Nutzerbedürfnisse werden nicht berücksichtigt.

Nehmen wir hier noch einmal das Beispiel des Schuhgeschäfts. Der Besitzer hat seine Kasse und seine Terminals mithilfe des ZVT Protokolls verbunden und zunächst klappt alles einwandfrei. Doch plötzlich fragen immer mehr Kunden nach der Option, über einen QR-Code mit ihren Smartphones zu bezahlen.

Das Problem? Das scannen von QR-Codes übersteigt die Funktionen des ZVT-Protokolls. Denn diese wurden bereits bei der Integration in die Kassen-Software fest definiert und können zu einem späteren Zeitpunkt nur mit großem Aufwand angepasst werden.

Nexo Retailer Protocol

Bevor wir in die Funktionsweise des Nexo Retailer Protocols eintauchen, wollen wir einen Blick auf die Entwicklung der Kassenschnittstelle werfen. Hinter dieser steht nämlich die OrganisationNexo Standards, die sich aus mehreren Branchengrößen aus der Finanzindustrie zusammenschließt. Das Ziel? Alle technischen Schnittstellen im bargeldlosen Zahlungsverkehr durch moderne und flexible Protokolle international zu standardisieren - das Nexo Retailer Protocol ist eines davon.

Um dies zu erreichen, entsprechen alle Nexo Protokolle der technischen NormISO 20022. ISO 20022 legt eine gemeinsame Sprache und ein gemeinsames Modell für die Übertragung von Zahlungsdaten auf der ganzen Welt fest. Somit wird auch ein Standard für Kommunikationsprotokolle entwickelt, der nicht von einem einzigen Interesseninhaber kontrolliert wird und der von jedem in der Branche verwendet und in jedem Netzwerk implementiert werden kann.

Das Nexo Retailer Protocol unterscheidet sich von anderen Kommunikationsprotokollen, da es API-basiert und unabhängig von Coding-Konventionen agiert. Somit wird die Interoperabilität von Terminals und Kassen erheblich gesteigert.

Zusätzlich bietet das Nexo Retailer Protocol mehr Flexibilität und Freiheit in der Umsetzung. Dank der API-basierten Integration können Händler den genauen Funktionsumfang und den Kommunikationsablauf jederzeit anpassen und erweitern, ohne dass dies Konsequenzen für bereits bestehende Systeme hat. Die hohe Flexibilität ist ein großer Vorteil für Händler, da diese agil auf Veränderungen der Kundenanforderungen reagieren können und sich ihr POS-Setup automatisch mit den neuesten Technologien weiterentwickelt. Somit wird die Kasse von einer Notwendigkeit für die Zahlungsabwicklung zu einem echten Wettbewerbsvorteil.

Auch wenn es darum geht, wie Daten verpackt sind und wie diese verschickt werden, haben Händler mehr Freiheiten als bei anderen Kassenschnittstellen. So können sie sich beispielsweise zwischen drei Datenformaten (XML, ASN.1 und JSON) und drei Transportprotokollen (RAW TCP, http und https) entscheiden. Allerdings bedeutet die Freiheit in der Umsetzung, dass auch hier ein Wechsel der Terminals mit einem größeren Arbeitsaufwand verbunden sein könnte.

Zahlungsterminal und Einkaufstasche

ZVT und Nexo Retailer Protocol: Ein Fazit

Wenn es um einen Wechsel der Bezahl-Terminals geht, müssen Händler wohl bei beiden Kassenschnittstellen mit einem erhöhten Arbeitsaufwand rechnen. Der entscheidende Unterschied liegt jedoch im Funktionsumfang und im Level der Flexibilität und Freiheit bei der Umsetzung. ZVT ist ein klassisches Kommunikationsprotokoll mit ausreichendem Funktionsumfang und großer Abdeckung innerhalb Deutschlands. Es eignet sich daher gut für Händler, die Zahlungen nur auf nationaler Ebene abwickeln und mit den Basisfunktionen am POS zufrieden sind.

Wer mehr Freiheit und Flexibilität benötigt, individuelle Anforderungen hat und/oder mit neuesten technologischen Entwicklungen und Kundenanforderungen mithalten möchte, für den eignet sich das Nexo Retailer Protocol besser. Dank des großen und sich stetig weiterentwickelnden Funktionsumfangs können Händler zum Beispiel den Bezahlvorgang personalisieren, Kunden auf dem Terminal nach ihrer Zufriedenheit befragen (NPS-Score) oder ihnen die Möglichkeit geben, sich für ein Treueprogramm zu registrieren. Das Nexo Retailer Protocol ermöglicht es Händlern auch, ihre Online- und Offline-Abläufe miteinander zu verbinden, durch z.B. eine Integration mit dem Webshop. Zusätzlich sind alle Daten im Nexo Retailer Protocol verschlüsselt, was die Datenübertragung sehr sicher gestaltet.

Außerdem ermöglicht die Verknüpfung der Bezahlvorgänge mit dem Verkauf oder der Retoure über eine vom Kassensystem generierte Transaktions ID einen effizienteren und genaueren Kassenabschluss. Der Store Manager muss sich im Prinzip nur noch um das Bargeld kümmern, da der Kassenschnitt für Kartenzahlungen im Buchhaltungssystem automatisiert abläuft.

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